„Furore Verlag war seiner Zeit weit voraus“

Berlin/Kassel Die Mitglieder des Deutschen Musikrates (DMR) haben Renate Matthei bei der Mitgliederversammlung 2021 in Berlin zum Ehrenmitglied berufen. „Sie waren der Zeit definitiv voraus, als Sie 1986 den Furore Verlag gegründet haben“, betonte Dr. Charlotte Seither, Präsidiumsmitglied des DMR, in ihrer Laudatio zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an die Kasseler Verlegerin. Zu einer Zeit, in der in den Opernhäusern Werke von Komponistinnen so gut wie gar nicht vertreten waren und in den Sinfoniekonzerten der großen Orchester Frauen allenfalls eine Ausnahme auf dem Programm bildeten, habe Renate Matthei einen „untrügerischen Instinkt für Qualität“ bewiesen. Als Verlegerin habe sie sich zum Ziel gesetzt, diese Musik auch in den „gesellschaftlichen Prozess hineinzutragen – abseits von Markt und Mainstream“ – und das damit verbundene unternehmerische Risiko in Kauf genommen, sagte Seither.

Gute verlegerische Arbeit sei vor allem eines: Teilhabe und Mitgestaltung am kulturellen Gedächtnis. Mit ihrer verlegerischen Arbeit, explizit für Komponistinnen, schaffe Matthei „Reichweite, Anschlussoptionen und Rezeption, vielleicht auch den so wichtigen Eingang in Schulbücher, Handbücher und Lexika und nicht zuletzt in den Ausbildungskanon von Hochschulen und Wettbewerben“, betonte Seither. Ein „echter Kulturverlag“ sei immer auch von dem Gedanken geleitet, Bedeutung zu erkennen, und diese aus der eigenen Wertschätzung zu fördern – auch wenn sich dies dem Markt erst einmal versperre. Das verdiene Dank und allergrößten Respekt.

Über ihre verlegerische Tätigkeit hinaus habe Matthei vieles initiiert; so habe sie etwa im Vorstand des Arbeitskreises Frau und Musik gewirkt und auch auf diese Weise echte Pionierarbeit geleistet. Matthei habe eine Vision und komme darin ins Handeln. „Wenn die junge Generation der heute 30-jährigen Frauen inzwischen etwas bessere Bedingungen vorfindet, dann liegt dies nicht zuletzt daran, dass Sie und Ihre Kolleginnen vor 40 Jahren die Voraussetzungen dafür geschaffen und erfochten haben“, sagte Seither und inspirierte zugleich die Gemeinschaft des Deutschen Musikrates zur Mitarbeit: Nutzen Sie jede Möglichkeit in Ihren Verbänden, um zu fragen, ob es nicht auch eine Dirigentin sein könnte, eine Regisseurin, eine Komponistin, eine Intendantin oder Konzertmeisterin!

Prof. Martin Maria Krüger, der in Berlin für weitere vier Jahre als Präsident des Deutschen Musikrates wiedergewählt wurde, sagte bei der feierlichen Überreichung: „Ein starkes Netzwerk für die Musik bedarf starker Persönlichkeiten mit großen Zielen und Idealen.“ Der Deutsche Musikrat freue sich sehr, Renate Matthei, die sich seit langer Zeit auf vielfältige Art und Weise und mit großer Leidenschaft und Ausdauer für das Musikleben in Deutschland einsetze, als neues Ehrenmitglied in seinen Reihen zu begrüßen.

Neben Renate Matthei wurden in Berlin Gerhart Baum, Elisabeth Motschmann und Walter-Wolfgang Sparrer zu neuen Ehrenmitgliedern des Deutschen Musikrates berufen. Mit der Ehrenmitgliedschaft werden Persönlichkeiten gewürdigt, die sich in besonderer Weise um das Musikleben verdient gemacht haben. Aktuell gibt es 48 Ehrenmitglieder. Der Deutsche Musikrat ist der Dachverband des Musiklebens in Deutschland und steht unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er repräsentiert die Interessen von rund 15 Millionen musizierenden Menschen und ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Dachverband der Musik. (KW)