Maria Jaell komponierte ihr 20-minütiges Concerto pour violoncelle (für Violoncello und Orchester) im Jahr 1882. Die Komponistin hat es Jules Delsart gewidmet, einem der
berühmtesten französischen Cellisten ihrer Zeit. Im Jahrzehnt der Entstehung erfreute sich das Werk einiger Beliebtheit und wurde unter anderem auch von dem belgischen Cellisten
Adolphe Fischer im Leipziger Gewandhaus aufgeführt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts geriet es aber zunehmend in Vergessenheit und wurde erst in jüngster Vergangenheit aus
seinem über 100-jährigen Dornröschenschlaf erweckt. Das Manuskript hat mehr als 400 Seiten, die in ungeordneter Form sich größtenteils widersprechende Versionen des Werks enthalten. Der 2. Satz „Lento“ ist nur rudimentär überliefert. Julian Riem hat das „Lento“ nun für Orchester auf der Grundlage des Manuskripts neu rekonstruiert und bearbeitet und die vorliegende Ausgabe extrahiert eine möglichst schlüssige und stringente Version des Konzertes aus der Gesamtheit der Vorlagen.
“Das Konzert wirkt frisch und mitreißend, vorherrschend warm und enthusiastisch aber auch grüblerisch und tiefgründig. Die glühende Intensität, die einnehmenden, groß angelegten Melodiebögen sowie die satzübergreifende Verwandtschaft und Entwicklung des Materials machen das Werk als Ganzes zu einem wirkungsvollen, großen Wurf. Die Instrumentation steht in der romantischen Tradition von Gabriel Fauré und Cäsar Franck, die Verwendung von 4 Hörnern und auch die häufigen Tremoli in den Streichern bewirken bisweilen einen opernhaften Klang. Dabei lässt Jaëll durchwegs genügend Raum für das Solocello, welches virtuos behandelt und in seinen technischen Möglichkeiten wie auch im Tonumfang bis in die Extreme ausgereizt wird”, so Julian Riem in seinem Vorwort.
Besetzung: Vc solo, 2.2.2.2.-4.0.0.0. Timp. Str.
Dédié à Jules Delsart
Rekonstruiert und herausgegeben von Julian Riem
I. Allegro moderato, II. Lento (Bearbeitung: Julian Riem), III. Andante Sostenuto, IV. Vivace molto
Die französische Stiftung Bru Zane schreibt dem Konzert: (Quelle BruZane): “Das Cellokonzert in F-Dur von Marie Jaell, das im Mai 1882 im Salle Erard unter der Leitung von Charles Lamoureux uraufgeführt wurde, hat eine lange Konzertkarriere hinter sich. Im Gegensatz zu anderen Konzerten, deren Orchestertexturen in dem Ruf stehen, den Solisten zu übertönen, zeichnet sich dieses Werk durch eine leichte und delikate Instrumentation aus, die es dem Cello erlaubt, zu glänzen. Es nimmt Anleihen bei Bildern, die mit der Neuen Welt verbunden sind, wie es Dvorak in seinem eigenen Cellokonzert (1896) tat.”