Luise Greger wurde 1861 als jüngstes von vier Kindern des Greifswalder
Unternehmers und Senators August Sumpf in Greifswald geboren. Ab ihrem fünften Lebensjahr erhielt sie Klavierunterricht und begann bereits mit elf Jahren selbstständig zu komponieren. Der Greifswalder Musikdozent Carl Ludwig Bemmann (1807–1893), ein Freund Karl Löwes, erteilte ihr Klavier- und Kompositionsunterricht und ließ sie bald öffentlich konzertieren. Er förderte Luise Gregers Talent, so dass früh ein Lieder-Album mit 18 Vertonungen aus Kompositionen der 13- bis 16-jährigen Luise Greger entstand, welches noch zu ihren Lebzeiten in vier Auflagen erschien (vgl. Kasseler Post, 27.12.1932). Bevor sie ihre kompositorischen Techniken verfeinern konnte, begleitete Luise Greger ihre kranke Mutter für ein Jahr auf eine Reise nach Italien und in die Schweiz. Damit begann eine Zeit des großen Reisens, welche sie in alle Länder Europas und des näheren Orients führte. Dies spielte im Leben der Komponistin eine besondere Rolle, da sie auf diese Weise ihre früh entwickelte Kunst überall mit interessanten Menschen zusammenbrachte.
„So musizierte sie bei ihrem Aufenthalte in Pallanza am Lago Maggiore drei Wochen lang jeden Abend im Salon des gleichzeitig dort zur Erholung weilenden 70jährigen Alfred Krupp und trat u. a. auch zu Julie von Bothwell, der Tochter Karl Loewe’s in freundschaftliche Beziehung.“ (Hessenspiegel Nr. 5, 30.05.1925)
Durch die Heirat mit dem Arzt Ludwig Greger (1860–1919) im Jahr 1888 kam Luise Sumpf nach Berlin und „pflegte dort eifrigst Gesang und Klavierspiel bei hervorragenden Meistern“ (Hessenspiegel Nr. 5, 30.05.1925). Sie selbst gab an, Gesangsunterricht von Hedwig Wolf, Tochter des bekannten Bildhauers Albert Wolff, – der mütterlicherseits entfernt mit ihr verwandt war – erhalten zu haben. 1894 siedelte die Familie nach Kassel-Wilhelmshöhe (heute: Burgfeldstraße) über, wo sie zusammen mit ihrem Mann in der Burgfeldstr. 17 eine Kuranstalt gründete. Nach ihrer Scheidung im Jahr 1911 veranstaltete sie, unterstützt von ihrem ältesten Sohn Helmuth, in ihrer Kasseler Wohnung (heute: Wilhelmshöher Allee 259) Salons, in denen sie auch als Interpretin ihrer zahlreichen Liedkompositionen auftrat. Wegen einer „allmählich zunehmenden senilen Seelenstörung“, so ist in ihrer Krankenakte zu lesen, wurde sie Anfang Dezember 1943 mit einem Sammeltransport in die psychiatrische Anstalt Merxhausen verlegt. Nur drei Wochen später, am 25. Januar 1944, verstarb die Komponistin dort im Alter von 81 Jahren.
Luise Greger komponierte über 100 Lieder, welche sie größtenteils im Eigenverlag und teilweise in mehrfachen Auflagen veröffentlichte. Ihre produktivste Schaffensperiode erstreckte sich von den späten 1890er Jahren bis Anfang der 1930er Jahre. Am nächsten ist Luise Greger wohl Johannes Brahms sowohl was die Harmonik anbetrifft als auch die Wahl der Textinhalte. Das Spektrum ihrer Lieder reicht vom hymnischen oder sehnsuchtsvollen Überschwang bis zur volksliedhaften Geste wobei es eine musikalisch sehr schöne und ergiebige seelische Heimat im getragenen oder melancholischen Ton gibt. Im Furore Verlag erscheinen nach und nach alle ihre Werke in neuen Editionen.
Der Großgattung Oper näherte sie sich erst spät; der Klavierauszug ihrer Märchenoper „Gänseliesel“ trägt die Opuszahl 170. Deren erfolgreiche Uraufführung am 10. Dezember 1933 im Stadttheater Baden- Baden dürfte ein besonderer Höhepunkt in ihrem Leben gewesen sein. Die Kasseler Musikerin Barbara Gabler instrumentierte zusammen mit Regine von Lühmann einen Teil der nur im Klavierauszug überlieferten Märchenoper neu, Klaus Schützmannsky überarbeitete das Libretto und ersann eine mit
einfachen, aber wirkungsvollen Mitteln überaus gelungene Inszenierung der in Vergessenheit geratenen „Gänseliesel“. So konnte die Märchenoper in einer Neuinszenierung am 4. November 2012 in Kassel auf die Bühne gebracht werden. Aufgrund des großen Erfolges wird eine erweiterte Fassung am 7. September 2013 im Augustinum Kassel zu sehen sein. Die Oper hat das Potential, künftig an die Stelle der beliebten und zu Weihnachten in deutschen Opernhäusern üblichen Oper „Hänsel und Gretel“ zu treten.