Frau und Musik. Berichte, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Musikschaffenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts

Frau und Musik. Berichte, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Musikschaffenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts

14,90 

3. unveränderte Auflage 2024 Furore Verlag

Gesamtsumme 14,90 
SKU: fue 8440 Categories: , , , ISBN: 978-3-927327-00-9

Description

Frau und Musik. Berichte, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Musikschaffenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts
Herausgegeben und eingeleitet von Eva Rieger
256 Seiten

Mit Texten von Nina d’Aubigny, Louise Adolpha le Beau, Luise Büchner, Adele Gerhard, Claire Glümer, Fanny Hensel, Johanna Kinkel, Elisabeth Kuyper, Sabine Lepsius, Mathilde Ludendorff,
Alma Mahler Werfel, Anna Plehn, Philippine Schick, Fanny Schindelmeisser, Clara Schumann, Helene Simon und Cosima Wagner

Die Texte von Nina D’Aubigny, Johanna Kinkel, Fanny Hensel, Luise Le Beau, Clara Schumann, Cosima Wagner, Alma Mahler, Elisabeth Kuyper u.a., die pathetisch oder ironisch, subjektiv oder sachlich über ihre Schwierigkeiten berichten, sind nicht nur von großem historischen Interesse sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion und Selbstfindung von Musikerinnen in der heutigen Gesellschaft.

“Dieses Buch wünschte ich jedem in die Hand, der sagt, … es gäbe keine außergewöhnlichen Musikerinnen.” (Zeitschr. f. Musikpäd.).

„Die Texte offenbaren viel Depression, Verzweiflung und Mühe des Kampfes um ein bißchen Freiraum von den häuslichen, mütterlichen und nicht zuletzt sexuellen Verpflichtungen….“ (Bremer Rundf.)

 

Vorwort zur 3. Auflage

Diese Textsammlung wurde 1980 zu Beginn der damals als „Frauenforschung“ bezeichneten ersten Welle von Publikationen veröffentlicht. Inzwischen hat sich viel getan. Frauen haben sich im Mu­sikbereich Berufe erkämpft, die sie früher nie oder nur selten ausübten: als Dirigentinnen, Regisseu­rinnen, Posau­nistinnen und viele mehr. Der Zugang zu so gut wie allen Berufen ist gesetzlich geregelt. Auf dem Papier ist die Frau gleichberechtigt.
Aber ist sie das auch in der Realität? Mitnichten. Die neu formierte Frauenbewegung ging vor 50 Jahren zuerst daran, die männliche Vorherr­schaft zu kritisieren, und nahm sich vor, sie ab­zu­schaffen. In den 1990er-Jahren kam die „Ge­schlecht­erforschung“ auf. 1991 führte Susan McClarys Stu­die „Feminine Endings: Music, Gender, & Sexuality“ zu großer Aufregung im feministischen Bereich, woraufhin es eine wahre Ex­plosion an Gegenent­würfen und kritischen Stellung­nahmen gab. Sie hatte Zündstoff präsentiert, der zu­gleich recht heftige Gegenstel­lungnahmen provo­zierte. Inzwischen ist die Auf­re­gung abgeebbt, aber McClary hatte es gewagt, die Musik selbst als sexistisch anzu­prangern. Wenn sie auch in manchem zu weit gegangen sein mag, steht inzwischen fest, das ge­schlechtliche Deu­tungen in der musikalischen Semantik eingelagert sind und uns bis hin zur heutigen Filmmusik beein­flussen.
Dann kam es zum „Gender Turn“, der Be­griff „Geschlechterforschung“ verschwand. Die Kräf­­te­ver­hält­nisse innerhalb dieser Gender Studies sind nun ganz anders als vor 50 Jahren. Dennoch sieht man an zahl­reichen Beispielen, dass in der moder­nen Ge­schlech­terordnung trotz vieler Erkenntnisse und Dis­kurse ein gewisses hierarchisches Mann-Frau-Ver­hältnis geblie­ben ist. Man bemüht sich, Wege zu finden, um die Gleichstellung der Frau auf allen Ebenen zu erreichen. Dazu gehört, dass geduldige Aufklärung, Arbeit, Mut, Kraft und Durchset­zungs­vermögen immer wieder verlangt sind und geleistet werden müssen. Einen Zauberstab gibt es nicht, schon gar nicht den der Auflösung der Geschlechter in einer non-binären Welt, deren Vorstellung derzeit modisch herumgeistert und für Frauen fatale Folgen hätte.
In einer solchen Situation ist es angebracht nach­zuverfolgen, auf welche Zeugnisse um 1980, zu Beginn einer musikalischen „Frauenforschung“, zu­rückgegriffen wurde. Die Texte stammen aus der Pe­rio­de 1800 bis 1930 und zeigen eine Fülle von An­sätzen, die die komponierenden, musizierenden und schrift­stellernden Musikfrauen beschäftigten. Man er­kennt daran, wie sehr die Frauen früherer Gene­ra­tionen versuchten, ihrer Zu­ordnung als schwaches, dem Mann untergeordnetes „Weib“ zu entkommen.
Wir haben beschlossen, die Einleitung von 1980, als das Buch erstmals erschien, zu belassen, da es ein historisches Zeugnis von dieser Zeit ablegt. Schon der erste Satz der Einleitung, wonach die Frau in unserer Musikkultur “nur eine bescheidene Nebenrol­le“ spielt, ist heute nicht mehr gültig. Es gilt also, die Wis­sens­formationen der damaligen Zeit zu erkennen und aus historischer Sicht zu bewerten. Da es sich bei der Erst­veröffentlichung um einen schmalen Band handeln sollte, mussten die Texte gekürzt werden, aber sie zei­gen das Ringen um Status und Selbstverständnis der Künstlerinnen.
Vaduz, im Juli 2024
Eva Rieger
Die Herausgeberin

Eva Rieger, Jahrgang 1940, geboren in britischer Gefangenschaft auf der Insel Man, studierte Musik- und Erziehungswissenschaft sowie Anglistik und promovierte über die Schulmusikerziehung in der DDR. Sie war von 1973 bis 1977 wissenschaftliche Assistentin an der Hochschule für Musik in Berlin und wurde 1978 Akademische Rätin an der Univer­sität Göttingen. 1990 erhielt sie eine Profe­ssur für Musik­wissenschaft in Bremen, die sie bis 2000 in­ne­hatte. Seit­dem lebt sie in Liechtenstein.
Ihre Bücher erschienen u. a. in spanisch, japanisch, koreanisch, schwedisch und englisch. Letzte Publi­kation (Hg.): „Meine alte, treue Liebe“. Richard und Minna Wagner: Briefwechsel, Hildesheim 2024. Ihre Studie “Alfred Hitchcock und die Musik. Eine Unter­suchung zum Verhältnis von Film, Musik und Ge­schlecht“ (Bielefeld 1996) erscheint demnächst in einer 2. Auflage (Hildesheim 2025).
www.eva-rieger.de

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Weight 0,205 kg

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