3. unveränderte Auflage 2024 Furore Verlag
Frau und Musik. Berichte, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Musikschaffenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts
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Description
Frau und Musik. Berichte, Tagebuchaufzeichnungen und Briefe von Musikschaffenden Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts
Herausgegeben und eingeleitet von Eva Rieger
256 Seiten
Mit Texten von Nina d’Aubigny, Louise Adolpha le Beau, Luise Büchner, Adele Gerhard, Claire Glümer, Fanny Hensel, Johanna Kinkel, Elisabeth Kuyper, Sabine Lepsius, Mathilde Ludendorff,
Alma Mahler Werfel, Anna Plehn, Philippine Schick, Fanny Schindelmeisser, Clara Schumann, Helene Simon und Cosima Wagner
Die Texte von Nina D’Aubigny, Johanna Kinkel, Fanny Hensel, Luise Le Beau, Clara Schumann, Cosima Wagner, Alma Mahler, Elisabeth Kuyper u.a., die pathetisch oder ironisch, subjektiv oder sachlich über ihre Schwierigkeiten berichten, sind nicht nur von großem historischen Interesse sondern auch ein wichtiger Beitrag zur Diskussion und Selbstfindung von Musikerinnen in der heutigen Gesellschaft.
“Dieses Buch wünschte ich jedem in die Hand, der sagt, … es gäbe keine außergewöhnlichen Musikerinnen.” (Zeitschr. f. Musikpäd.).
„Die Texte offenbaren viel Depression, Verzweiflung und Mühe des Kampfes um ein bißchen Freiraum von den häuslichen, mütterlichen und nicht zuletzt sexuellen Verpflichtungen….“ (Bremer Rundf.)
Vorwort zur 3. Auflage
Diese Textsammlung wurde 1980 zu Beginn der damals als „Frauenforschung“ bezeichneten ersten Welle von Publikationen veröffentlicht. Inzwischen hat sich viel getan. Frauen haben sich im Musikbereich Berufe erkämpft, die sie früher nie oder nur selten ausübten: als Dirigentinnen, Regisseurinnen, Posaunistinnen und viele mehr. Der Zugang zu so gut wie allen Berufen ist gesetzlich geregelt. Auf dem Papier ist die Frau gleichberechtigt.
Aber ist sie das auch in der Realität? Mitnichten. Die neu formierte Frauenbewegung ging vor 50 Jahren zuerst daran, die männliche Vorherrschaft zu kritisieren, und nahm sich vor, sie abzuschaffen. In den 1990er-Jahren kam die „Geschlechterforschung“ auf. 1991 führte Susan McClarys Studie „Feminine Endings: Music, Gender, & Sexuality“ zu großer Aufregung im feministischen Bereich, woraufhin es eine wahre Explosion an Gegenentwürfen und kritischen Stellungnahmen gab. Sie hatte Zündstoff präsentiert, der zugleich recht heftige Gegenstellungnahmen provozierte. Inzwischen ist die Aufregung abgeebbt, aber McClary hatte es gewagt, die Musik selbst als sexistisch anzuprangern. Wenn sie auch in manchem zu weit gegangen sein mag, steht inzwischen fest, das geschlechtliche Deutungen in der musikalischen Semantik eingelagert sind und uns bis hin zur heutigen Filmmusik beeinflussen.
Dann kam es zum „Gender Turn“, der Begriff „Geschlechterforschung“ verschwand. Die Kräfteverhältnisse innerhalb dieser Gender Studies sind nun ganz anders als vor 50 Jahren. Dennoch sieht man an zahlreichen Beispielen, dass in der modernen Geschlechterordnung trotz vieler Erkenntnisse und Diskurse ein gewisses hierarchisches Mann-Frau-Verhältnis geblieben ist. Man bemüht sich, Wege zu finden, um die Gleichstellung der Frau auf allen Ebenen zu erreichen. Dazu gehört, dass geduldige Aufklärung, Arbeit, Mut, Kraft und Durchsetzungsvermögen immer wieder verlangt sind und geleistet werden müssen. Einen Zauberstab gibt es nicht, schon gar nicht den der Auflösung der Geschlechter in einer non-binären Welt, deren Vorstellung derzeit modisch herumgeistert und für Frauen fatale Folgen hätte.
In einer solchen Situation ist es angebracht nachzuverfolgen, auf welche Zeugnisse um 1980, zu Beginn einer musikalischen „Frauenforschung“, zurückgegriffen wurde. Die Texte stammen aus der Periode 1800 bis 1930 und zeigen eine Fülle von Ansätzen, die die komponierenden, musizierenden und schriftstellernden Musikfrauen beschäftigten. Man erkennt daran, wie sehr die Frauen früherer Generationen versuchten, ihrer Zuordnung als schwaches, dem Mann untergeordnetes „Weib“ zu entkommen.
Wir haben beschlossen, die Einleitung von 1980, als das Buch erstmals erschien, zu belassen, da es ein historisches Zeugnis von dieser Zeit ablegt. Schon der erste Satz der Einleitung, wonach die Frau in unserer Musikkultur “nur eine bescheidene Nebenrolle“ spielt, ist heute nicht mehr gültig. Es gilt also, die Wissensformationen der damaligen Zeit zu erkennen und aus historischer Sicht zu bewerten. Da es sich bei der Erstveröffentlichung um einen schmalen Band handeln sollte, mussten die Texte gekürzt werden, aber sie zeigen das Ringen um Status und Selbstverständnis der Künstlerinnen.
Vaduz, im Juli 2024
Eva Rieger
Die Herausgeberin
Eva Rieger, Jahrgang 1940, geboren in britischer Gefangenschaft auf der Insel Man, studierte Musik- und Erziehungswissenschaft sowie Anglistik und promovierte über die Schulmusikerziehung in der DDR. Sie war von 1973 bis 1977 wissenschaftliche Assistentin an der Hochschule für Musik in Berlin und wurde 1978 Akademische Rätin an der Universität Göttingen. 1990 erhielt sie eine Professur für Musikwissenschaft in Bremen, die sie bis 2000 innehatte. Seitdem lebt sie in Liechtenstein.
Ihre Bücher erschienen u. a. in spanisch, japanisch, koreanisch, schwedisch und englisch. Letzte Publikation (Hg.): „Meine alte, treue Liebe“. Richard und Minna Wagner: Briefwechsel, Hildesheim 2024. Ihre Studie “Alfred Hitchcock und die Musik. Eine Untersuchung zum Verhältnis von Film, Musik und Geschlecht“ (Bielefeld 1996) erscheint demnächst in einer 2. Auflage (Hildesheim 2025).
www.eva-rieger.de
Additional information
Weight | 0,205 kg |
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