Description
OEuvres pour piano/Klaviermusik/Piano Music
Edition en 10 recueils/Edition in 10 Bänden/Edition in 10 volumes
Vol. 6: Pieces à quatre mains A /Stücke für Klavier zu vier Händen
Besetzung: Klavier zu 4 Händen
Edition: Partitur
Herausgeber: Eberhard Mayer
Schwierigkeit: mittelschwer
Inhalt: Pavane op. 81/2
Six Valses-Caprice op. 87
Le Songe de Cléopâtre op. 180/1
Die stilistische Vielfalt der Klaviermusik von Mel Bonis, die sich aus der langen Zeitspanne ihrer Entstehung erklärt (1888-1937), vermittelt zudem den Eindruck, als habe sie einen Abriss der Klaviermusik im historischen Wandel zeichnen wollen. Die historischen Reminiszenzen werden dabei durch ihre persönliche Tonsprache in zeitgenössische Klänge verwandelt. Die Universalität und der Wert ihres Klavierwerks bilden eine wichtige Brücke von der Romantik zur französischen Postromantik, und viele ihrer Klavierstücke stellen durch ihren harmonischen Erfindungsreichtum einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des französischen Impressionismus dar. “Wie konnte es nur geschehen, dass diese Komponistin bis heute nahezu unbekannt geblieben ist? Beim Durchspielen des vorliegenden Bandes gerät man auf nahezu jeder Seite erneut in Begeisterung über die ausgereifte Qualität und die pure Schönheit dieser Musik. …” (Piano News 2004)
Der erste Band der 4-händigen Werke von Bonis umfasst drei Werke: die „Pa-vane“, die „Six Valses-Caprice“ und „Le Songe de Cléopâtre“ („Kleopatras Traum“).
Pavane opus 81/2
Die „Pavane“ gehört zu einer Gruppe von drei Tänzen (Bourrée, Pavane und Sarabande), die zwischen 1904 und 1909 bei Demets herausgegeben wurden. Sie erschienen gleichzeitig in einer Fassung für Klavier solo und einer Orchesterfassung. Das Manuskript der Pavane für Klavier solo stammt aus dem Jahr 1903. Nur die „Pavane“ wurde für Klavier zu vier Händen bearbeitet. Diese Fassung erschien in der Zeitschrift „L’Illustration“ vom 24. Februar 1906, d. h. drei Jahre vor der Herausgabe der übrigen Fassungen bei Demets. Die Pavane ist eigentlich ein feierlicher höfischer Schreittanz aus dem 16. Jahrhundert. Mel Bonis greift so wie viele andere Komponisten der „Belle Epoque“ – dem Zeitgeschmack entsprechend – auf die Vergangenheit zurück. Die vierhändige Fassung dieses Tanzes „im alten Stil“ bringt die interessante polyphonische Gestaltung der Komposition ausgesprochen gut zur Geltung. Das Stück dauert gut drei Minuten und stellt keine hohen technischen Anforderungen. In der endgül-tigen Ausgabe ist die „Pavane“ Edouard Domange, dem jüngsten Sohn von Mel Bonis, gewidmet.
Six Valses-Caprice opus 87
Es handelt sich um ein Ensemble von sechs Walzern, die – einmal mitreißend, einmal gefühlvoll – von sehr gegensätzlichem Charakter sind. Ihre Zugänglichkeit und die relativ leichte Ausführung machen sie zu „Erfolgsstücken“, deren Melodien sich schnell einprägen. Das Manuskript stammt von 1910, die Erstausgabe bei Poulalion in Paris von 1911. Mel Bonis widmete das Werk den „kleinen Domanges“, d. h. den Enkelkindern ihres Gatten Albert Domange.
Le Songe de Cléopâtre opus 180/1
Dieses lange Stück von sehr viel komplexerer und modernerer Machart stellt eine Ausnahme in der Gesamtheit der vierhändigen Werke der Komponistin dar. Es handelt sich um die Umarbeitung einer Orchesterpartitur in ein Stück für vier Hände. „Kleopatras Traum“ ist eins von drei Orchesterstücken, die wir unter dem Titel „Drei Frauenportraits“ zusammengefasst haben. Wir finden hier alle Merkmale der großen Werke aus der Reifezeit der Komponistin wieder – ihre so persönlich gefärbten, ausgesuchten Harmonien, ihre sehnsuchtsvollen Rhythmen, ihre Sinnlichkeit, ihre hin und wieder zu erkennende Neigung zur Exotik. „Le Songe de Cléopâtre“ wurde zu Lebzeiten von Mel Bonis nicht herausgegeben, und wir finden weder auf der Abschrift der vierhändigen Version noch auf dem Manuskript der Orchesterfassung irgendeinen Hinweis auf ein Entstehungsdatum. Angesichts der „Modernität“ des Stils können wir aber davon ausgehen, dass das Werk nach dem Ersten Weltkrieg entstanden ist. Dieses Stück von neun Minuten Dauer erfordert von den Ausführenden interpretatorisches Einfühlungsvermögen und ein solides technisches Niveau.