EMILIE MAYER RETROSPEKTIVE
SYMPHONIEKONZERT NR. 8
DAS EWIGWEIBLICHE IN DER MUSIK
EMILIE MAYER
„Faust Ouvertüre“
ETHAL SMYTH
Konzert für Violine, Horn und Orchester
EMILIE MAYER
Symphonie Nr. 4
Dirigat: Katharina Müllner
Was für ein Abschluss für eine Konzertsaison, in der nicht nur einer Komponistin in einer umfassenden Retrospektive gedacht wurde – und auch im hiesigen Programm mit ihrer 4. Symphonie noch wird –, sondern die bewusst und vollkommen zu Recht auch den weiblichen Teil der Musikwelt ins Programm und aufs Podium hebt. Mit Emilie Mayers „Faust-Ouvertüre“ zu Beginn des Konzerts verweisen wir daher bewusst auf das Ende von Goethes Faust II, in dem ein Chorus Mysticus die folgenden bekannten Verse singt: „Das ewig Weibliche/Zieht uns hinan“. Das Weibliche leitet Faust auf seinem Geistesweg. Gretchen selbst, die einzige, wenngleich irdisch verratene Geliebte, heißt ihn in der höheren Welt willkommen. Mater Gloriosa, die Zusammenfassung aller weiblichen Qualitäten – „Jungfrau, Mutter, Königin, Göttin“ – fordert Gretchen folglich auf: „Komm! hebe dich zu höhern Sphären/Wenn er dich ahnet folgt er nach.“ Faust wird das wohl tun.
Wir verharren derweil in irdischen Gefilden und lauschen zunächst noch der Musik von Ethal Symth, die auf ganz andere, auf tragische Weise als Emilie Mayer in der Tradition eines Ludwig van Beethoven steht. Sie hatte ebenfalls mit Taubheit zu kämpfen. Ihr Konzert für Violine, Horn und Orchester ist eines ihrer letzten Werke und entstand zu einer Zeit, als die Taubheit sie vollends einzuhüllen begann. Das Konzert wurde 1927 in London uraufgeführt, eine weitere Aufführung fand 1928 in Berlin statt, gespielt von den Berliner Philharmonikern unter der Leitung von Bruno Walter. Das Werk feiert den romantischen Stil und ist durchdrungen von wundervoller Lyrik und farbenprächtiger Orchestration. Es ist erfindungsreich, dramatisch, voll rhythmischer Energie und mit einer Meisterschaft der großen Form. Man vernimmt Echos von Brahms, vielleicht mit einer kleinen Prise Mahler in der Orchestration, aber immer mit Smyths ureigener Stimme. Das Horn ist virtuos, mit einer Kadenz, die Multiphonie erfordert. Eine wunderbar fesselnde Musik.