Bei „Drei Fragen + an …“ lassen wir in loser Folge Komponistinnen zu Wort kommen.
Dorothea Hofmann
3 Fragen + an: Dorothea Hofmann
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Mit 13 Jahren war ich mir bereits ganz sicher, dass ich nicht nur singen und Klavier spielen und auch dirigieren will, sondern dass ich letztlich komponieren werde.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Immer wieder aufs Neue aufregend, spannend: ein Entdecken, Erleben, Finden – ein Eröffnen einer neuen Welt.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Ich kann mich an die ersten Bände erinnern, die im Furore-Verlag herauskamen: Es war eine Offenbarung, dass es wirklich und tatsächlich Komponistinnen gegeben hatte und gab – und welch großartige Musik das alles war!
Und umso mehr habe ich mich gefreut und umso mehr bedeutet es mir, dass nun auch Werke von mir in diesem wunderbaren Verlag verlegt sind.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Nicht verändert. Nur bestärkt darin, wie essenziell Musik für das Leben ist.
Katerina Pinosová-Ruzicková
3 Fragen + an: Katerina Pinosová-Ruzicková
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Meine ersten Erinnerungen sind mit der Improvisation am Klavier verknüpft, das müsste etwa im Alter von 3 bis 4 Jahren gewesen sein. Meine Mutter spielte sehr gut Klavier und ich war davon beeindruckt und versuchte, es nachzumachen. Und später beim Klavierunterricht fügte ich immer Improvisationen ein, nur Stücke von anderen zu üben, das war mir zu wenig. Viel später habe ich zufällig an der Musikschule in Brünn eine Komponistin und Kompositionslehrerin (Jarmila Mazourova) gefunden. Damals hatte ich schon angefangen, Musikwissenschaft zu studieren, habe Texte und Gedichte geschrieben und tendierte eher, in diese kreative Richtung zu gehen. Als ich bei Jarmila Mazourova lernte, zu komponieren, wusste ich: Es ist der richtige Bereich für mich. Sie hat mich auch zum Studium der Komposition an der Hochschule für Musik ermutigt.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Ich genieße es, zu komponieren. Es ist eine Art von Abenteuer, weil man niemals die Gewissheit hat, dass das Werk gelingt, so wie man es vorhatte. Ich mag diese Unberechenbarkeit. Man braucht immer viel Demut, Geduld, Fleiß, Flexibilität, Mut zum Loslassen und, um neue Lösungen zu suchen.
Wichtig ist auch, dass man Interpretinnen und Interpreten findet, die neue Kompositionen gerne spielen. Ich habe Glück, mit einigen langfristig kooperieren zu können. Diese Persönlichkeiten sind auch meistens kreativ und bringen andere Einsichten und Aspekte.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Es ist hervorragend, dass der Furore Verlag gegründet wurde und immer die ursprüngliche Linie vertreten hat und bis heute vertritt. Das war und ist bestimmt nicht immer einfach. Für mich ist es eine große Ehre, dass mein Werk (Military Postcards) bei diesem Verlag herausgegeben wurde. Da hatte ich nicht mit gerechnet.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Eigentlich war diese Zeit nicht so schlimm für Tätigkeiten wie das Komponieren. Man arbeitet sowieso im „Homeoffice“ und wenn dazu nur wenig Gelegenheit zum Rausgehen bleibt, umso mehr hat man die Zeit fürs „Reingehen“, also für die Reise in eigene Gedanken und Ideen. Ich habe so seit einem Jahr überdurchschnittlich viele neue Stücke geschaffen.
Elisabeth Amandi
3 Fragen + an: Elisabeth Amandi
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Es gab nicht einen bestimmten Zeitpunkt, nur soviel: Meine erste Melodie habe ich aufgeschrieben als ich über 31 Jahre alt war. Ich wollte nicht komponieren, sondern ich tat es einfach – zunächst für meine SchülerInnen an Schlaginstrumenten und dann immer öfter für mich und meine Ensembles. Relativ spät, mit über 60 Jahren, ist mir bewusst geworden, dass das Komponieren für mich ein wichtiger kreativer Input in meinem Leben ist.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Der Prozess des Komponierens ist bei mir extrem intuitiv ohne irgendeine strukturierte Steuerung. Bisher habe ich hauptsächlich Musik für meine Marimba mit anderen Instrumenten wie Piano, Schlagzeug etc. komponiert. Da ich alle Instrumente selbst spiele, kann ich dabei auf mein Wissen um die Klangeigenschaften und Möglichkeiten des jeweiligen Instrumentes zurückgreifen. Das beeinflusst schon meine Kompositionssprache, aber letztendlich kommt am Ende etwas heraus, was mich selbst verwundert, woher ich das genommen habe – also vollständig im Flow entwickelt habe.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Ich bin auf den Furore-Verlag aufmerksam geworden auf der Frankfurter Musikmesse. Dass der Furore-Verlag ausschließlich Komponistinnen verlegte, hat mir Mut gemacht, mein eigenes Komponieren „ernst zu nehmen“. Das hat einige Jahre später dazu geführt, mein Marimbakonzert „RITMO VITO – Suite für Marimba, Streichorchester, Piano und Percussion“ auf einer weiteren Musikmesse Frau Stäber vom Furore Verlag vorzustellen. Ich musste dann etwa drei Monate warten, bis ich die schriftliche Zusage zur Veröffentlichung erhielt, was nicht selbstverständlich ist, da nur ca. 10 Prozent von aktuellen Kompositionen in Verlagsprogramme aufgenommen werden. Das war für mich ein unwahrscheinlich glücklicher Moment, der mein Selbstvertrauen in mich als Komponistin enorm gesteigert hat. Und dafür werde ich dem Furore Verlag mein Leben lang dankbar sein.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Die bisherige Corona-Zeit hat insofern in mir das Denken über Musik verändert, dass ich erkannt habe, da ich in dieser Zeit auch nicht konzertieren konnte, dass ich im kreativen Prozess des „Musikschreibens“ eine wunderbare sinnstiftende Tätigkeit erleben kann. Ich habe im Januar 2021 ein umfangreiches Lehrwerk „Garantiert Marimba lernen“ veröffentlicht, in dem weitere 30 Kompositionen für Marimba enthalten sind. Für den Furore-Verlag habe ich jetzt von meinem RITMO VITO die Kammermusikversion für Marimba, Piano und Percussion erstellt. Insofern hat die lange Isolationszeit zu Hause bei mir noch weitere kreative Türen geöffnet als Komponistin und Autorin von Lehrwerken. Kreativität macht glücklich – das hat sich zu meinem Credo entwickelt.
Diana Cemeryte
3 Fragen + an: Diana Čemerytė
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Meine erste bewusste Erinnerung als Komponistin war, als ich in der Musikschule mit etwa 9 Jahren ein dreistimmiges Lied für einen Kompositionswettbewerb komponiert habe. Damals dachte ich, dass alle Komponisten (Männer wohl bemerkt) längst tot waren. Später, als ich schon am Konservatorium war und mich entschieden habe den Weg als Musikerin zu beschreiten, entdeckte ich die Interesse und Faszination selber Musik zu komponieren. Diese Faszination blieb und nach dem Abschluss des Konservatoriums habe ich mich entschieden, Komposition an der Musik Akademie Litauens zu studieren. Das Leben in und mit der Musik fasziniert mich immer und immer wieder.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Der Kompositionsprozess ist ein sehr einsamer, aber spannender Prozess. Er beginnt zuerst im Kopf. Nach vielen Überlegungen nehmen die Noten langsam die Gestalt an, und erst dann beginnen sie auf dem Notenpapier zu leben. Der Lebensweg der Noten, das Endergebnis ist meistens ungewiss: Sehr oft, verändert sich die Musik, die am Anfang passend und richtig erschienen ist, im Laufe des Prozesses. Es ist ein langer Weg, bis ich als Autorin mit mir und dem Geschriebenen zufrieden bin und die Noten fertig machen kann.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Furore Verlag war der erste Verlag, der mich als junge Komponistin sofort akzeptiert hat. Die Anfrage, Noten zu verlegen war eine richtige Bestätigung für meine kompositorische Arbeit und auf jeden Fall eine große Unterstützung bis jetzt beim Verbreiten meiner Werke.
Die Arbeit, die Aufgaben, die der Verlag für uns Komponistinnen widmet, ist enorm! Ich bin stolz, dazu gehört zu haben und wünsche dem Furore Verlag noch viele schöne Jahre mit der Musik von Frauen!
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Es hat mich noch mehr bestärkt und bestätigt, wie wichtig Musik oder Kunst generell in unserem Leben ist! Wir alle vermissen live Konzerte, die echten Emotionen und eine lebendige Kommunikation mit dem Publikum. An unserer kompositorischen Arbeit hat sich in der Corona Zeit gar nichts verändert: Wir arbeiten immer einsam und alleine, aber wir möchten unsere Kompositionen einem lebendigen Publikum präsentieren!
Regine Brunke
3 Fragen + an: Regine Brunke
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Erste unbewusste Kompositionsversuche unternahm ich ungefähr im Alter von 6 Jahren, ich nahm selbsterfundene Melodien mit meinem Kinderkassettenrecorder auf und erzählte kleine Geschichten dazu. Glücklicherweise konnte ich kurz vor meinem 18. Geburtstag ein Violoncello-Studium beginnen und bewegte mich in meiner „Freizeit” unter anderem auch in künstlerisch-musikalisch experimentellen und kreativen Projekten. In den 90er Jahren habe ich Musik erfunden für ein Figurentheater. Nach den Aufführungen fragte immer irgendjemand, von wem die Musik ist – und ob man eine CD kaufen kann. Ab diesem Zeitpunkt habe ich angefangen bewusst zu komponieren, meine Fähigkeiten diesbezüglich zu entwickeln und größere kompositorische Formate zu erarbeiten.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess? Hochkonzentriert, weltentfernt, kosmisch, körperlos, zeitlos, endlos, glückselig, spannend, erschöpfend, belebend, intuitiv, empfangend, bereichernd, getrieben, zwingend, geistig, liebend, inspiriert, schmerzend, wütend, lächelnd, trauernd, begeisternd, spirituell, kraftvoll, wundervoll. 3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich? Der Furore Verlag hat international gesehen eine große Bedeutung für das kompositorische Erbe der Welt. Durch die Arbeit des Verlags sind etliche Werke von Komponistinnen aus verschiedenen Epochen erstmalig posthum veröffentlich worden und jetzt lebende Komponistinnen haben eine würdige und kompetente Möglichkeit, Ihre Werke zu publizieren. Meine Zusammenarbeit mit dem Furore Verlag hat einen hohen Stellenwert für mich, denn jede Veröffentlichung meiner Werke bedeutet ein Stück Ewigkeitsarbeit. Jede veröffentlichte Komposition hat die Chance, mich zu überleben und nach meinem Tod von anderen Musiker*innen auf der ganzen Welt aufgeführt zu werden. Für mich ist der Verlag ein Zuhause geworden und wir arbeiten auch kreativ in verschiedenen Formen zusammen. + Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert? Mein Denken über Musik hat sich gar nicht verändert. Gute Musik ist für mich das, was sie immer war: phantastisch und spirituell, mit allen Farben der Emotionen, des Geistes und des Wissens bekleidet und nicht wirklich von dieser Welt. Musik ist in ihrer Vielfalt Grundnahrung für seelisches und geistiges Leben. Natürlich sehne ich den Tag herbei, an dem ich endlich wieder mit anderen Musiker*innen auftreten darf und an dem wieder Kompositionen von mir erklingen. Durch die Krise sind mir aber auch Möglichkeiten eröffnet worden: Ich habe mehrere Stipendien als Komponistin bekommen, habe also viel komponiert und konnte im Bereich der digitalen Mediennutzung dazulernen.
Tina Ternes
3 Fragen + an: Tina Ternes
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Mit etwa 7 Jahren habe ich am Klavier kleine Stückchen komponiert, konnte sie aber nicht aufschreiben. Meine Schwester nahm sie manchmal auf Kassette auf. Mit 15 Jahren fing ich an, die Melodien, die mir im Kopf herumschwirrten aufzuschreiben, ich wusste aber nicht, was ich formal damit anstellen sollte. Im Schulmusik-Studium bekam ich dann Unterricht in Tonsatz und Gehörbildung und nutzte das Gelernte für meine eigenen Ideen. Ich sagte meinen Lehrern allerdings nie, dass ich komponiere.
Oft habe ich eine außermusikalische Grundidee; etwas, das mich gerade beschäftigt und das ich irgendwie musikalisch verarbeiten will. Am Anfang steht dann meist ein melodischer Gedanke und ich habe das Gefühl, es singt etwas in meinem Kopf. Dann kommt Erlerntes hinzu, Kenntnisse, Erfahrungen; die eigentliche Arbeit beginnt. Manchmal erlebe ich so etwas, wie einen Schaffensrausch und bin dann fast ein bisschen traurig, wenn ein Stück fertig ist. Dafür ist es umso schöner, wenn ich eine Aufführung meiner Musik erleben darf.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlages für Sie persönlich?
Als ich in den 90er Jahren noch heimlich komponierte und nicht wagte, mich an Verlage zu wenden, erfuhr ich vom Furore-Verlag, nahm all meinen Mut zusammen und schickte Noten nach Kassel. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie überglücklich ich war, als mich jemand anrief und mir mitteilte, dass vier Stücke von mir verlegt werden sollten. Dafür bin ich Furore sehr dankbar! Es gab mir damals viel Selbstvertrauen und von da an hielt ich es auch nicht mehr geheim, dass ich komponiere.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Es ist eine absurde Situation: Einerseits wird durch die Krise vielen klar, wie wichtig Musik oder auch Kunst oder Theater in ihrem Leben sind, andererseits ruiniert die Pandemie die Existenz vieler Kulturschaffender. Ich fürchte wirklich, dass die Kulturszene ärmer und durch die Sparzwänge in der Nach-Corona-Zeit auch so schnell nicht wieder auf die Beine kommen wird. Dabei ist es gerade das; die Musik, die Kunst, die Kultur, was unsere Seele rettet – so pathetisch das auch klingen mag.
Barbara Heller
3 Fragen + an: Barbara Heller
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?.
Als Kind
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Faszinierend, arbeitsreich, beglückend, erfüllend
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Vertretung meiner Interessen als Komponistin in der Öffentlichkeit anzukommen
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Denken über Musik ist etwas Grundsätzliches und hat wenig mit Krankheit zu tun. Musik ist eine geistige Ebene. So „denke“ ich über Musik immer gleich. Sie erfüllt mein Leben, seit meiner Geburt und ist mein Lebenselixier.
Was mein Verhältnis zur Musik betrifft, die Lebensweise, meinen Umgang mit Musik, muss ich sagen: Corona hat die Musik ausgelöscht, unsichtbar gemacht, unhörbar gemacht. Es gibt keine Konzerte, keine Tantiemen, keinen Verdienst, keine Arbeit – nur Dauerlähmung.
Es ist eine absurde Situation: Einerseits wird durch die Krise vielen klar, wie wichtig Musik oder auch Kunst oder Theater in ihrem Leben sind, andererseits ruiniert die Pandemie die Existenz vieler Kulturschaffender. Ich fürchte wirklich, dass die Kulturszene ärmer und durch die Sparzwänge in der Nach-Corona-Zeit auch so schnell nicht wieder auf die Beine kommen wird. Dabei ist es gerade das; die Musik, die Kunst, die Kultur, was unsere Seele rettet – so pathetisch das auch klingen mag.
Camille van Lunen
3 Fragen + an: Camille van Lunen
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Sehr früh, aber wann genau? Ich habe als Kind eigene Lieder erfunden und gesungen, dann für meine vielen Geschwister und ihre unterschiedlichen Instrumente – von Streicher bis Trompete und Schlagzeug -Stücke zu besonderen Anlässen komponiert.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Sehr unterschiedlich, je nach Auftrag, je nach Sparte. Manchmal in funkenden Gesprächen mit Instrumentalisten, Sängern, Librettisten, Intendanten, Chorleitern, Komponisten. Manchmal völlig „Spartenfremd“, wie in meiner Artist Residence in einem biologischen Institut mit WissenschaftlerInnen. Aber immer aus der Stille und dann mit Distanz zu mir selber. Ich wandere viel, die Ideen wandern mit, werden geprüft, verbessert, weggeschmissen, ausgelacht (Ironie!), ersetzt.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Eine große Bedeutung: eine Anerkennung und auch der Weg zu künftigen Interpreten in vielen Ländern, in denen Furore sich einen Namen gemacht hat. Ich freue mich dann besonders, wenn Interpreten mir schreiben, Fragen zu der Inspiration eines Werkes stellen.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Musik als Kunst hat noch mehr an Bedeutung gewonnen. Bedeutung für den Menschen, für eine frei denkende, kritische, aber auch dankbare Gesellschaft, die nicht nur vom Materiellen leben will, sondern sich immer mit neuen Kunstformen und -sprachen auseinander setzten möchte. Dass PolitikerInnen dies zu wenig schätzen oder sogar ignorieren, kann uns nur ermutigen unsere Stimmen zu erheben (nicht nur fortissimo:)
Vivienne Olive
3 Fragen + an: Vivienne Olive
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Ich habe immer komponiert, seit ich mich erinnern kann, schon als kleines Kind. Während der Schulzeit wurde ich oft gebeten, Musik für den Chor oder Bühnenmusik zu schreiben. Es war für mich nie eine „Entscheidung“, Komponistin zu werden. Das Komponieren war immer ein Teil meines Lebens.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Es kommt darauf an, was ich komponiere. Es kann manchmal mühelos und spontan passieren. Oder ich brauche Monate, sogar manchmal Jahre, bis die Idee für ein komplizierteres Werk gereift ist. Auf jeden Fall ist für mich die Planung, die Ausarbeitung einer Struktur äußerst wichtig.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Die Arbeit des Verlags war für mich ein wichtiger Wendepunkt in meinem Leben. Mit einigen Verlagen hatte ich am Anfang meines Berufslebens einige negative Erfahrungen. Aber in Furore hatte ich endlich einen Verlag gefunden, der nicht nur mich, sondern überhaupt die Musik von Frauen ernst nimmt. Die Zusammenarbeit mit diesem Verlag war für mich wahrscheinlich die wichtigste Unterstützung während meiner langen Karriere als Komponistin.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Es ist mir in dieser Zeit sehr klar geworden, wie sehr ich auf die Arbeit mit anderen MusikerInnen angewiesen bin. Es fiel mir sehr schwer im letzten Jahr, in einem „Vakuum“ zu komponieren. Das hätte ich nie gedacht. So viel Zeit zu haben, könnte man als Luxus betrachten. Für mich war die Wirkung der Corona-Krise auf meine Kreativität absolut negativ. Was hätte ich alles in dieser Zeit komponieren können! Ich habe nicht aufgehört zu komponieren. Gott sei Dank, gab es einige kleinere Aufträge, die mich davon bewahrt haben, nur aus dem Fenster zu starren. Aber so viel Zeit zu haben, und so viel allein zu sein, war nicht inspirierend.
Sibylle Pomorin
3 Fragen + an: Sibylle Pomorin
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Bei mir war es ja so, dass sich schon während des Studiums und auch danach laufend Möglichkeiten ergeben haben, ein Stück einzubringen. Und ich habe dann eben für den jeweiligen Bedarf und die jeweilige Besetzung eine Komposition erstellt. Viele dieser Stücke wurden sehr häufig aufgeführt und zum Teil auf Schallplatte, CD oder in Notenform veröffentlicht. Später habe ich mich auch um Kompositionsaufträge beworben. Außerdem war ich als improvisierende Musikerin aktiv, und es gab Projekte mit konzeptionellen Stücken oder gemeinschaftlich entwickelter experimenteller Musik. 1994, nach zwei längeren Arbeitsaufenthalten in New York und Istanbul, habe ich mich dann aber entschieden, mich ausschließlich der konventionellen Komposition und der Neuen Musik zu widmen.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Der Kompositionsprozess ist für mich am schönsten, wenn ich mich – möglichst ohne viel Ablenkung – ganz vertiefen, fokussieren und hingeben kann. Und in dieser glücklichen Situation war ich ja meistens – durch meine verschiedenen Arbeitsstipendien im In- und Ausland, durch die Kompositionsstipendien und Kompositionsaufträge. Als ich im Sommer 2015 für zwei Monate in Island war, hatte ich die gesamte Zeit über rund um die Uhr einen Flügel in einer kleinen Kirche zur Verfügung, wo ich dann hauptsächlich an meinem Blockflötenquartett „wind holz spiel“ gearbeitet habe. Keine hundert Meter weiter direkt am Meer waren die Ateliers der Bildenden Künstler, wo man zwischendurch einen Kaffee trinken und ein kleines Schwätzchen halten konnte, um ein besonders schönes Beispiel zu nennen.
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Vom Furore Verlag sind für mich einige wichtige Impulse ausgegangen. Beispielsweise die Aufträge für mein Klavierstück „Zahlenspiele“ und mein Weihnachtslied „Das Krippenlied Pans“. Beide Kompositionen wurden als Noten veröffentlicht, „Zahlenspiele“ wurde auch auf CD herausgegeben, und es gab eine sehr gelungene Uraufführung in Frankfurt am Main an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. Außerdem gab es noch weitere Noten-veröffentlichungen.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Ich glaube nicht, dass Corona irgendeinen Einfluss auf meine künstlerische Arbeit hat. Jetzt ist der Betrieb eben für eine Weile heruntergefahren, aber das wird sich sicher bald wieder normalisieren.
Siegrid Ernst
3 Fragen + an: Siegrid Ernst
1.) An welchem Punkt Ihres Lebens ist Ihnen bewusst geworden, dass Sie komponieren möchten?
Wegen guter Vorbildung forderte mich bei der Aufnahmeprüfung zum Musikstudium der Theorie-Professor Gerhard Frommel auf, doch in seine Kompositionsklasse zu kommen – für mich eine große Überraschung! Die Faszination an der kreativen Arbeit wuchs jedoch schnell und so wurde das Komponieren zur Lebensaufgabe, obwohl es noch Jahre dauerte, bis ich weiteren komponierenden Frauen begegnete.
2.) Wie erleben Sie den Kompositionsprozess?
Den Anfang zu finden, ist immer das Schwierigste. Die Gedanken kreisen das Projekt immer mehr ein: Komposition für einen bestimmten Zusammenhang (Auftrag?) – Besetzung – eventuelle Publikumserwartungen bezüglich Stil – Dauer – Gesamtformverlauf usw. Wenn dann eine zündende Idee dazu auftaucht und skizziert ist, entwickelt sich das Stück meist kontinuierlich aus dieser Keimzelle im „stillen Kämmerlein“ .
3.) Seit 35 Jahren engagiert sich Furore für die Musik von Frauen. Welche Bedeutung hat die Arbeit des Verlags für Sie persönlich?
Ich bin dem Furore-Verlag dankbar, dass er erstmals Kompositionen von mir veröffentlichte. Danach ergaben sich auch Verbindungen zu weiteren Verlagen, die sich nach seinem Vorbild für Komponistinnen öffneten. Dennoch bleibt noch Vieles unveröffentlicht und unbeworben.
+ Wie hat Corona ihr Denken über Musik verändert?
Corona wirkte lähmend auf alle Lebensbereiche, insbesondere die Kreativität.
Erst ein größerer Kompositionsauftrag im zweiten Jahr der Pandemie weckte mich aus der „Erstarrung“. Aber mein Denken über Musik hat sich durch Corona nicht verändert.