Ein Verlag macht Furore – 35 Jahre Furore Verlag
2021 wurde der Verlag mit dem Hessischen Verlagspreis (Sonderpreis in Höhe von 5.000 Euro) ausgezeichnet.
Es war eine Sensation: Die Kasseler Betriebswirtin Renate Matthei gründete im September 1986 einen Musikverlag, der im Programm ausschließlich Noten und Bücher von und über Komponistinnen aus allen Jahrhunderten haben sollte. Ihre ehrgeizige Firmengründung war überaus erfolgreich: Im Jahr 2021 wird der Furore Verlag 35 Jahre alt. Er ist nach wie vor weltweit der einzige Musikverlag, der exklusiv Noten, Bücher und CDs von und über Komponistinnen im Programm hat.
Musik neu und unabhängig denken! Dafür setzt Furore sich seit 35 Jahren ein. Viele Werke von Komponistinnen – darunter vergessene Genies wie Fanny Hensel, geb. Mendelssohn – hat der Verlag posthum teils erstmalig veröffentlicht. Zeitgenössischen Komponistinnen eröffnete Furore zum Ende des 20. Jahrhunderts endlich die Möglichkeit, selbstbewusst und angemessen ihre Werke zu präsentieren. Bis heute ist der Furore Verlag Partner, Schnittstelle und Verbindungsglied zwischen Komponistinnen, Interpret/innen und Hörer/innen. Er berät und inspiriert, macht Musik von Frauen hör- und erlebbar.
Mit ihrer Verlagstätigkeit hat Renate Matthei das oft übersehene weibliche Musikschaffen einer breiteren Öffentlichkeit und für wissenschaftliche Erforschung zugänglich gemacht. Dafür und für ihren Einsatz für die Komponistinnen weltweit hat sie am 8. März 2015 den Hauptpreis des Soroptimist Deutschland Preises im Historischen Reichssaal des Alten Rathauses in Regensburg überreicht bekommen. 2019 erhielt Renate Matthei den Preis „Aufmüpfige Frau des Jahres 2018“. 2012 wurde Renate außerdem mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Bundespräsident Joachim Gauck hat ihr den Verdienstorden anlässlich des Tags der Deutschen Einheit in Berlin persönlich überreicht.
Im Furore Verlag erschienen bislang mehr als 2.000 Werke von etwa 170 musikschaffenden Frauen aus Europa, Amerika, Asien und Australien. Die Zeitspanne der Entstehung dieser Musik reicht vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart.
Bei seiner Gründung sorgte der Verlag für viel Furore in der Musikwelt, denn bis dato war es ein gängiges Vorurteil, dass Frauen nicht komponieren könnten. „Wenn sie komponieren könnten, wären sie ja verlegt worden. Und da sie nicht verlegt worden sind, können sie auch nicht komponieren”, so der damalige Konsens. Diese Behauptung hat der Verlag mit seiner Arbeit in den vergangenen 35 Jahren überzeugend widerlegt. Von Anfang an kamen die Autorinnen und HerausgeberInnen aus der ganzen Welt und der Furore Verlag präsentierte seine Produkte ebenfalls international auf Messen und Kongressen.
Die bekannteste Komponistin im Furore Verlag ist Fanny Hensel, die Schwester Felix Mendelssohn Bartholdys. Mehr als 170 Werke der bedeutendsten Komponistin der deutschen Romantik hat Furore erstmalig veröffentlicht: Lieder, große Chor- und Orchesterwerke, Klavier- und Kammermusik; darunter auch die Publikation des großen und vielfach rezipierten Klavierzyklus „Das Jahr” als vierfarbiges Faksimile und als moderne Notenedition. Erstveröffentlichungen sind Schwerpunkt im Verlagsprogramm: Anna Amalias Oper „Erwin und Elmire”, Wilhelmine von Bayreuths Cembalokonzert, drei Sinfonien und ein Klavierkonzert von Emilie Mayer, Kammermusik von Louise Farrenc und alle Orchesterwerke von Mel Bonis, um nur Beispiele zu nennen.
Exklusiv bei Furore ist neben der chinesisch-kanadischen Komponistin Hope Lee und der gebürtigen Londonerin Prof. Vivienne Olive auch die französische Komponistin Florentine Mulsant, die in Dakar, Senegal, geboren wurde und 2019 mit dem Prix Sacem für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Fünf Mal erhielt der Furore Verlag für ausgewählte Notenausgaben bereits den Deutschen Musikeditionspreis „Best Edition”: 2015 für die zweibändige Notenedition „Mund auf statt Klappe zu“ mit Liedern der internationalen Frauenbewegung, die vom Luxemburger Archiv CID | Fraen an Gender herausgegeben wurde. „Die beiden Bände zeigen sehr anschaulich, dass auch die Geschichte der Frauenbewegung durch zahlreiche Lieder begleitet wurde, die die Forderungen nach Gleichberechtigung, politischer und gesellschaftlicher Teilhabe musikalisch unterlegten und lauthals zum Ausdruck brachten“, so die Jury. Des Weiteren wurden prämiert: 2010 die Edition „Ausgewählte Lieder” von Josephine Lang, 2006 die Edition „25 plus piano solo”, eine festliche Jubiläumsedition, 2002 die Faksimile-Edition „Das Jahr” von Fanny Hensel, geb. Mendelssohn und 1996 die Edition „Ton-Zeichen” der Darmstädter Komponistin Barbara Heller.
Weitere Informationen zur Verlagshistorie sowie biografische Informationen unserer Komponistinnen stellen wir Ihnen auf Wunsch gerne zur Verfügung.