Teresa Maria Gaetana Agnesi, die jüngere Schwester von Maria Gaetana, einer berühmten Wissenschaftlerin und Philanthropin, wurde am 17. Oktober 1720 in Mailand als drittes Kind des Textilhändlers Pietro Agnesi Mariani und Anna Fortunata Brivio geboren. „Dass sie bereits in frühester Jugend Musikunterricht erhielt, ist aufgrund des Ruhms, den sie schon in jungen Jahren bei den Auftritten im Rahmen der vom Vater im eigenen Haus organisierten Akademien erwarb, als sicher anzunehmen. […] Auch der sächsische Kurprinz Friedrich Christian und auch Markgraf Carl von Wolfenbüttel waren Gäste im Haus der Agnesis.
Die Verbindung nach Dresden sollte in den 1750er Jahren ausgebaut werden: Maria Teresa übersandte der selbst musikalisch als Komponistin und Interpretin aktiven Kurprinzessin Maria Antonia Walpurgis eine Ariensammlung.“1
Aus dieser Sammlung stammen die hier veröffentlichten drei Arien. „Es ist belegt, dass selbst die österreichische Kaiserin Maria Theresia persönlich Arien Maria Teresa Agnesis zur Aufführung brachte.“2 „Die zwölf Arien beweisen ihre Fähigkeit, die Affekte einer dramatischen Situation durch Harmonik, vokalen Satz, und Instrumentation zu spiegeln.“3
Das Jahr 1752 markiert einen Wendepunkt in ihrem Leben: Im März stirbt ihr Vater (der 1740 Lehnsherr von Montevecchia geworden war) plötzlich, und nach nur drei Monaten heiratet die Komponistin Pietro Antonio Pinottini (Mailand 1723–1792), was ihr Vater ihr bisher verweigert hatte.
Ab diesem Zeitpunkt widmete sie sich fast ausschließlich der Musik, neben Konzerten, Sonaten, Fantasien und Kammerarien entstanden auch mehrere Opern, für die sie auch teilweise das Libretto selbst verfasste. 1753 erfolgte die offizielle Anerkennung der Komponistin durch das Urteil von Gianmaria Mazzuchelli:
„Maria Teresa si distingue in modo particolare nella cognizione della musica, nella quale è la meraviglia de’ più rinomati Professori di tal arte ch’ella non abbia pari in Europa, ma compone essa con tale idea, gusto, intelligenza, ed espressione di parole, con tale novità di stile, e con tali motivi, per parlare co’ nomi dell’Arte, da sorprenderne chicchessia”.4 1868 bezeichnet G. Rovani sie in seinem Roman Cento anni als ‘la sola compositrice di musica drammatica ricca di fantasia e di dottrina, che vanti ancora la storia dell‘ arte‘.5
Als Leopold Mozart 1770 nach Italien reiste, um seinen Sohn vorzustellen, kam es am 7. Februar 1770 an einem Abend zu Ehren des 14-jährigen Wolfgang Amadeus Mozart auch zu einer Begegnung mit Maria Teresa. Danach begann für sie eine schwierige Zeit mit finanziellen Engpässen und sie musste eine ihrer Schwestern um Hilfe bitten. Zwei Jahre nach dem Tode ihres Mannes starb sie am 19. Januar 1795.
Bild: Von Sailko – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=55025131