Description
Besetzung: Violine, Viola und Cello
Edition: vierfarbiges Faksimile
Herausgeber: Bettina Marquardt
Jahr: um 1884
Schwierigkeit: schwer
Das Autograph des Streich-Trios weist zahlreiche Anmerkungen von Ethel Smyths Kompositionslehrer Heinrich Aloysius von Herzogenberg und seiner Frau Elisabeth auf. Smyth fertigte es wohl zu Studienzwecken an. Da das Trio in Reinschrift vorliegt, ist davon auszugehen, dass es für den Druck vorbereitet worden war.
„Das Streichtrio hat musikalisch durchaus einiges zu bieten, denn der Versuch, kunstvolle, kontrapunktisch angelegte Themen mit volksliedhaften Motiven in dieser spezifischen Gattung zu verbinden, gelingt Smyth überzeugend. Das Ergebnis ist ein thematisch vielfältiges, lebendiges Werk einer jugendlich ungestümen Komponistin mit großer Experimentierfreude.
Das wachsende Interesse an der Musik unbekannter Komponistinnen schlägt sich vor allem in einer steigenden Anzahl von Aufführungen von deren Kammermusik und Liedern nieder, die leichter aufzuführen sind als groß besetzte Werke. Smyth bildet, obwohl der Schwerpunkt ihres Oeuvres auf großen Gattungen wie eben der Oper liegt, dabei keine Ausnahme. Auch dieser Edition ist die Uraufführung des Werkes durch die Pythagoras Strings Berlin am 19. Oktober 2008 in Berlin vorausgegangen. Die Edition des Werkes trägt nun dazu bei, dass Musik einer bislang wenig beachteten Komponistin für die Aufführungspraxis und weitere Quellen für die Forschung zugänglich gemacht werden, insbesondere da gleichzeitig eine Faksimileausgabe des Streichtrios im Furore Verlag (fue 10049) erschienen ist. Denn gerade der Zugang zum Quellen- bzw. Aufführungsmaterial stellt häufig, so auch bei Smyth, das Hauptproblem bei der Beschäftigung mit Komponistinnen dar, dem der Furore Verlag nun schon seit 25 Jahren erfolgreich entgegenwirkt.
Das ausführliche zweisprachige Vorwort von Bettina Marquardt ist hinsichtlich der Quellenbeschreibung, der vorgenommenen Datierung der Entstehungszeit, der musikalischen Analyse und der zum einen biographischen und zum anderen musikalischen Kontextualisierung sehr aufschlussreich. Allein bei den Angaben zur weiteren Sekundärliteratur über Ethel Smyth hätten noch mehr Titel genannt werden können (u.a. die Biographie von Louise Collis). Den kritischen Bericht hat Marquardt kurz gehalten, was aber durch den Faksimile-Druck kompensiert wird. Das großzügig und übersichtlich gestaltete Satzbild und das Format tragen ebenso zur guten Handhabbarkeit der Ausgabe bei wie der Paperbackeinband und die solide Papierqualität. Das Streichtrio ist also jedem anzuraten, der sich gern durch eine lebendige Komposition inspirieren lassen möchte und den Mut hat, dem Publikum etwas Neues und Unbekanntes zu präsentieren.“
Auszüge aus der Rezension von Marleen Hoffmann, in: DIE TONKUNST, Juli 2011, Nr. 3, S. 385-386