Mel Bonis „Salome“ aus „Trois femmes de légendes“
Florent Schmitt „La Tragédie de Salomé“
Richard Strauss „Tanz der sieben Schleier“ aus „Salome“
Igor Strawinsky „Le sacre du printemps“
Dirigent: Andreas Hotz
Mit: Damenchor des Theater Osnabrück
Die Uraufführung der Oper Salome von Richard Strauss 1905 in Dresden geriet zu einem wahren Skandal. Noch Jahre danach galt
das Stück über die Begierden der gleichnamigen Prinzessin als nicht aufführbar. Anstoß nahmen Publikum und Kritik unter anderem am Tanz der sieben Schleier, den Salome leicht bekleidet für ihren Stiefvater vollführt. Mittlerweile gehört Salome zu den modernen Klassikern und ist aus dem Repertoire nicht wegzudenken. Die Figur der Salome bildet den Ausgangspunkt für dieses Konzert. Nicht nur Strauss hat sich mit dem Salome-Stoff auseinandergesetzt. Die Komponistin Mel Bonis setzte sich gegen viele patriarchale Widerstände um 1900 im Pariser Musikleben durch und wurde zu einer der ersten hauptberuflichen Komponistinnen. Von ihrer Faszination für starke Frauengestalten aus der Literatur zeugen ihre Trois femmes de légende, eine Reihe, in der sie neben Ophelia und Kleopatra auch Salome in Töne fasst.
Ebenfalls aus Frankreich stammt Florent Schmitt, ein Individualist, dessen Musik zwischen Romantik und Impressionismus changiert. Sein Ballett La Tragédie de Salomé entstand kurz nach der Oper von Strauss und weist starke klangliche Parallelen zu ihr auf. Später extrahierte Schmitt aus dem Ballett eine Orchestersuite.
Am 6. April 2021 jährte sich der 50. Todestag von Igor Strawinsky, in dessen Le sacre du printemps ebenfalls eine Frau im Mittelpunkt steht. Wie Salome wird auch sie zum Schluss des Handlungsballetts getötet, doch unter völlig anderen Vorzeichen als Salome. Der deutsche Titel „Das Frühlingsopfer“ verrät es bereits: Eine Jungfrau wird in heidnischer Zeit den Göttern geopfert. Das archaische Ritual wird von Strawinsky plastisch in Musik gesetzt, deren rhythmischer Komplexität man sich bis heute kaum entziehen kann.