„Klavierkonzert nach klassischem Vorbild
Emilie Mayer war auch eine gute Pianistin, die eigene „Clavier-Compositionen mit warmem Ausdruck vorzutragen verstand“, heißt es in einem Nachruf in der Neuen Berliner Musikzeitung. Neben reiner Klaviermusik und kammermusikalischen Stücken, in denen das Tasteninstrument besetzt ist, hat die Komponistin auch ein Konzert für Klavier und Orchester hinterlassen.
Über die Entstehung oder etwaige Aufführungen dieses Werkes ist leider nichts bekannt. Da das Klavierkonzert aber 1857 in einem Brief erwähnt wird, dürfte es, wie die meisten Sinfonien, aus den produktiven 1850er-Jahren datieren. Anhand des überlieferten autographen Notenmaterials lässt sich zumindest ablesen, dass aus der Klavierstimme gespielt wurde – immerhin enthält sie einen Fingersatz. Deutlich ist in dem Konzert die Vorbildwirkung von Mozart und Beethoven zu spüren.
Emilie Mayer hat sich insbesondere an den ebenfalls in B-Dur stehenden Konzerten der Meister orientiert – an Mozarts KV 595 sowie Beethovens op. 19 (Almut Runge-Woll, Die Komponistin Emilie Mayer). Das Eingangsallegro trägt sonatenartige Züge. Es beginnt mit einer umfangreichen Orchesterexposition. Das Klavier stellt sich mit einem eigenen Thema vor, ehe es später auch Motivik aus dem Orchester aufgreift.
ln den solistischen Episoden setzt Emilie Mayer zumeist auf virtuoses Passagenwerk. Sechzehntelläufe des Klaviers bestimmen auch den durchführungsartigen Mittelteil, in dem das Orchester mit motivischen Elementen des Satzbeginns spielt. Eine Solokadenz ist in dem Konzert nicht vorgesehen. Auf den lyrischen zweiten Satz in dreiteiliger Liedform (Un poco Adagio) folgt ein facettenreiches Rondo (Allegretto).“
Aus dem Programmheft der Neubrandenburger Philharmonie anlässlich der Aufführung im Emilie-Mayer-Gedenkjahr 2012