Beschreibung

Jubiläumsband 1:
Aria. Arien aus Oper und Oratorium für Sopran und Klavier

Besetzung: Sopran und Klavier
Edition: Partitur mit umfangreichem Vorwort, Biografien und Werknotizen
Schwierigkeitsgrad: leicht bis mittelschwer

Elizabeth Jacquet de la Guerre (1665–1729) : Lieux écartez, aus: Céphale et Procris
Anna Amalia von Sachsen-Weimar-Eisenach 1739–1807: Ein Veilchen auf der Wiese stand, aus: Erwin und Elmire
Marianna Martines (1744–1812): Qui tollis peccata mundi, aus: Quarta Messa
Fanny Hensel geb. Mendelssohn (1805–1847): O daß ich tausend Zungen hätte, aus: Lobgesang
Ingeborg von Bronsart (1840–1913): Endlich darf ich hoffen, aus: Jery und Bätely, op. 16
Tsippi Fleischer (*1946): Do not weep for me, aus: Cain and Abel, op. 57
Vivienne Olive (*1950): Ach, liebste Freundin, aus: Das hässliche Entlein
Camille van Lunen (*1957): Er liegt nur halb anwesend da, aus: Der Felsenjunge

Eine Oper zu komponieren, galt von jeher als adelnder Prozess für Komponistinnen und Komponisten.
Bereits die Wahl eines passenden Sujets war eine Herausforderung. Der dann folgende Schöpfungsvorgang ließ manche scheitern. Nicht selten steckten sie ihr Ziel zu hoch und verzweifelten an seiner Realisierung. Der dramatische oder theatralische Sinn der Oper entsteht aus dem Zusammenwirken von Musik, Sprache, Szene und Gestik. Dabei sind die sicht- und fühlbaren Situationen entscheidend für die Wirkung des Ganzen. So betrachtet ist es mutig, eine Arie ihrem Zusammenhang zu entreißen. Denn der einfache, sinnfällige Kontrast von musikalischen Episoden und Szenen entscheidet über ihre Bedeutung. Andererseits steht die Handlung still, während in der Arie über das Geschehen reflektiert wird. Diese Sammlung enthält Kompositionen, die für die weitere Entwicklung der Handlung oder für das Verständnis des Ganzen maßgeblich sind. Die hier vorgelegte Auswahl ist dem Stimmfach Sopran gewidmet. Der Begriff der Aria findet sich in der Literatur bereits Anfang des 17. Jahrhunderts. Die so benannten Werke standen in keinem größeren Werkkontext und hatten liedhaften Charakter. Aufnahme in dieses Arien-Album fanden nur Kompositionen mit szenischem Bezug. Eine Auswahl qualitativ bemerkenswerter Arien zu treffen, ist leicht und schwierig zugleich. Neben bereits gedruckt erschienenen Opern stehen viele ungehobene Schätze in Bibliotheken und Archiven. Die Namen ihrer Schöpferinnen sind nach wie vor zum überwiegenden Teil unbekannt. Das vorliegende Album, das seit längerem angedacht war und nun aus Anlass des 25-jährigen Bestehens des Furore Verlags erscheint, ermöglicht die Begegnung mit Komponistinnen, deren Namen in den Konzertsälen der Welt in Vergangenheit und Gegenwart bereits einen Klang hatten und haben.

“Revue Musicale Suisse / Schweizer Musikzeitung Nr. 4 April 2012 Seite 38/39 von Brigitte Kuhn-Indermühle:

Dramatische Szenen
Seit 25 Jahren vertritt der Furore-Verlag die Anliegen der Komponistinnen. Ich verdanke ihm manche Tourvaille – Lieder aus Frauenhand – die ich gerne in den Unterricht einbaue und in Programmen unterzubringen suche. Dass aber nebst der Gattung Lied auch dramatische, d. h. bühnenbezogene Werke der Wiederentdeckung harren, beweist der Jubiläumsband Arien aus Oper und Oratorium, der soeben erschienen ist.

Vom Barock bis zur Neuzeit gab und gibt es immer wieder Opern und Oratorien von Frauen, die der gängigen Meinung widersprechen, Frauen seien nur für Kleinformen wie Lied und Kammermusik begabt. Dass die Werke der Komponistinnen Elisabeth Jacquet de la Guerre (1665-1729), Marianna Martines (1744-1812) oder Ingeborg von Bronsart (1840-1913) sogar zu deren Lebzeiten erfolgreich aufgeführt wurden, kann man mit Erstaunen den ausführlichen Biografien der ausgewählten acht Komponistinnen entnehmen.

Der reizenden Szene Lieux ecartez aus Cdphale et Procris von Jacquet de la Guerre ist im Klavierauszug eine Zeile Viol. ad lib. beigefügt, allerdings ohne Violinstimme. Die müsste man selber herausschreiben. Von Herzogin Anna Amalia liegt die Vertonung von Goethes Veilchen aus dem Singspiel Erwin und Elmire vor, das in zierlichem 6/8 Takt mit Comodetto überschrieben ist und einem leichten Sopran Freude machen wird. Heiter klingt das Qui tollis peccata mundi von Marianna Martines. Mit den organisch ausgezierten Melodiebögen macht die Komponistin ihrem Lehrer Haydn alle Ehre.
Ich bedaure das Weglassen des Rezitativs zu Fanny Hensels 0 dass ich tausend Zungen hätte aus dem Lobgesang. Für eine dramatische Stimme, wie sie diese tolle Arie verlangt, wäre wohl auch die im Vorwort erwähnte tiefe Lage kein Hindernis. Man kriegt sogar Lust, die ganze Kantate kennenzulernen, ein Freudenstück von Fanny Hensel zur Geburt ihres Sohnes Sebastian.
Die Oper Jery und Bätely von Ingeborg von Bronsart basiert auf einem Libretto von Goethe, spielt in schweizerischer Idylle und war zur Zeit der Komponistin sehr beliebt. Die Arie des Jery –eine hohe Hosenrolle – wäre gut geeignet für den Unterricht, müsste aber einen besseren Klaviersatz bekommen. Es genügt nicht, dem Rat der Herausgeber zu folgen und in der Begleitung die Melodiestimme nicht mitzuspielen.
Zum Schluss des Bandes gibt es drei kurze Leckerbissen aus dem 21. Jahrhundert. Tsippi Fleischers Arie aus Cain and Abel spielt musikalisch mit den Möglichkeiten, aus Knochen, Haut und Sehnen des Opferlamms verschiedene Instrumente zu machen, eine echte Herausforderung für die Sängerin. Bei der Telefonarie der Entenmutter, Ach, liebste Freundin, von Vivienne Olive kommt man schon beim Anblick der hektischen Sechzehntel-Begleitung ins Schmunzeln. Schnelles Artikulieren, Taktwechsel und Komik können an diesem Märchenstoff entwickelt werden. Der Felsenjunge von Camille van Lunen wurde 2005 für die Musikschule Leverkusen geschrieben. Die Anforderungen sind den jungen Ausführenden angemessen, die Musiksprache modern (8/8-Takt, 3+3+2).
Dem Furore-Verlag gratuliere ich zum Jubiläum und wünsche für die Gesangswelt weitere so gelungene Ausgaben.
Arie, Arien aus Oper und Oratorium von Jacquet de la Guerre bis van Lunen, für Sopran und Klavier, fue 15025, f 25.00, Furore, Kassel 2011”