Am Beispiel der französischen Komponistin Mel Bonis wird deutlich, dass man auch heute – in einer Zeit intensiver Erforschung vergangener Musikepochen – noch gelegentlich überraschende Entdeckungen machen kann. Diese Komponistin gehört zu den schöpferischen Musikerpersönlichkeiten der Jahrhundertwende, deren Kompositionen den Stürmen des damaligen musikstilistischen Umbruchs zum Opfer fielen und aus dem Bewusstsein der Musikszene verschwanden. Sieht man sich jedoch heute, hundert Jahre nach diesen bewegenden Ereignissen, z. B. ihre Kammermusikwerke genauer an, so scheint es unverständlich, dass sie dem Vergessen anheim fielen. Wir entdecken Werke, die durch “ihre Mischung von Formvollendung und zarter Expressivität, von instrumentaler Brillanz und fein abgestufter Klangkultur” bestechen, zu den wichtigsten Kammermusikkompositionen der französischen Postromantik gehören und heute eine große Bereicherung der Musikprogramme sein könnten. Das Leben von Mélanie Domange ist die Biographie einer französischen Musikerin der Belle Epoque im Konflikt zwischen Ambition und Konvention, zwischen musikalischer Neigung und ihrer Aufgabe als Frau und Mutter. 1858 in Paris geboren, wird sie 1877 – gefördert durch César Franck – am Conservatoire Supérieur aufgenommen und studiert dort bis 1881 bei Ernest Guiraud – erfolgreich, wie mehrere Preisauszeichnun gen be zeugen. 1883 heiratet sie den Indus triellen Al bert Domange und bringt bis 1898 vier Kinder zur Welt. Um den erwähnten Konflikt zu vermeiden und doch noch ihre schöpferischen Ziele zu verwirk lichen, hat sie phasenweise unterschiedliche Priori täten gesetzt. Erst als die Kinder herange wachsen sind, erhält die Musik erneut Vorrang. Und so entstehen ihre wichtigsten Werke zwischen 1900 und 1914. Der Beginn des 1. Welt kriegs setzt dieser Entwicklung ein Ende. Die Kriegsteilnahme ihrer Söhne, ihr Engagement für Waisenkinder und Kriegsgefangene, der Tod ihres Man nes 1918 und des jüngsten Sohnes 1932 überfordern sie körperlich und seelisch. Bis zu ihrem Tod 1937 leidet sie unter einer lang andauernden Depression.
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pian é forte. Klaviermusik
Anna Bon di Venezia Barbara Heller Cécile Chaminade Emilie Zumsteeg Fanny Hensel, geb. Mendelssohn Florentine Mulsant Hope Lee Ljubica Maric Louise Farrenc Maria Hester Park Maria Szymanowska Mel(anie) Bonis Ruth Schonthal Sibylle Pomorin Viera Janárceková Vivienne Olive